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110. Todestag von Karl Rolfus
02.03.2017
110. Todestag von Karl Rolfus
Zum 110. Mal jährt sich am 2. März 2017 der Todestag des Gründers des St. Josefshauses Karl Rolfus. Vor 138 Jahren schuf der Hertener Dorfpfarrer schier aus dem Nichts eine der damals größten Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen in Deutschland.
Kantiger Charakter
Geboren wurde Karl Rolfus am 24. Januar 1819 in Freiburg als Kind eines Stadtgeometers. Nach seiner Schulzeit studierte er Theologie und wurde 1842 zum Priester geweiht. Karl Rolfus kantiger Charakter, der wohl treffend mit einem alemannischen Dickschädel beschrieben werden könnte, führte dazu, dass er sich schon als junger Kaplan zwischen alle Stühle setzte: Als ein eher progressiver Theologe schuf er sich innerkirchliche Gegner. So hatte er innerhalb von nur drei Jahren schon vier Vikarsstellen inne. Zeitgleich kämpfte er jedoch als strenggläubiger Pfarrer gegen den liberalen Zeitgeist des sogenannten „Vormärz“. Eine Epoche, in der Liberale, Demokraten und andere „Freidenker“ ihren Forderungen von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen wollten.
Bei Ausbruch der Revolution 1848 musste er in die Schweiz flüchten. Dort fand er Aufnahme im Kloster St. Anna in Steinerberg bei Schwyz, dessen Gründung er angeregt hatte. Anfangs aufgrund des einfachen und besinnlichen Lebens der Klosterinsassen sehr angesehen, traf Rolfus aber auch hier bald auf Schwierigkeiten: Weil innerhalb von nur zwei Jahren 24 Schwestern starben, – der eigentliche Grund war die schlechte Versorgungslage – wurde er wegen fahrlässiger Tötung angeklagt und aus der Schweiz ausgewiesen.
Rolfus suchte mit den verbleibenden Schwestern im Elsässischen Ottmarsheim Zuflucht. Prompt wurde er von den Franzosen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er ohne Genehmigung der französischen Republik ein Kloster gegründet hatte.
Zurück in seiner Heimat erging es ihm nicht besser: Sein frommer Eifer stieß in der Öffentlichkeit auf wenig Gegenliebe. Er wurde denunziert. Feindselige Zeitungsartikel erschienen. Häufig musste er die Stelle wechseln. Das bischöfliche Ordinariat suspendierte ihn zeitweilig.
Dorfpfarrer in Herten
Nach einer fast 20 Jahre dauernden Odyssee durch die Freiburger Diözese kam er schließlich 1869 nach Herten. Hier schaffte er es, altersmilde geworden, mit 50 Jahren Pfarrer zu werden.
Neun Jahre sollte es aber noch dauern, bis zu jener Begegnung, die letztlich sein Leben bestimmte: Das Treffen mit der Generaloberin der Ingenbohler Kreuzschwestern, Maria Theresia Scherer, die 1878 zur Visitation nach Herten kam. Rolfus baute zu dieser Zeit in Herten eine Krankenstation auf. Die Kreuzschwestern halfen ihm.
Er holte die Generaloberin vom Bahnhof ab. Auf dem Weg zum Pfarrhaus begegneten ihnen zwei „Kretine“, durch Jodmangel geistig behinderte Menschen. Eine Krankheit, die damals sehr häufig in der Region auftrat. Beim Anblick der verhärmten Gestalten sagte die Oberin, auch für sie müsste man etwas tun. Rolfus stimmte zwar aus Höflichkeit zu, vergaß das Gespräch aber genauso schnell wieder. Erst als Wochen später ein Brief aus Ingenbohl eintraf, in dem sich die Generaloberin nach der Einrichtung erkundigte, kam die Sache ins Rollen.
Rolfus beriet sich mit seinem Freund, dem Säckinger Stadtpfarrer Daniel Danner. Er verfügte schließlich über keinerlei Geld und hatte absolut keine Ahnung, wie eine solche Kretinen-Anstalt funktionieren sollte. Danner riet ihm jedoch zu.
Gründung des St. Josefshauses
Mit viel Gottvertrauen, dem nötigen Geschick und der Unterstützung Basler Handwerker erstand Rolfus bald schon ein altes Bauernhaus: Am 30. Juni 1879 wurde die Einweihung des Hauses „Maria Hilf“ gefeiert, der Geburtsstätte des heutigen St. Josefshauses. Drei schwer behinderte Kinder waren die ersten Bewohner.
Nachdem die Einrichtung gegründet war, verbreitete sich ihr Ruf schnell in Süddeutschland und weit darüber hinaus. Bereits acht Jahre später wurden im St. Josefshaus 210 behinderte Menschen von 70 Mitarbeitern betreut. Es zählte zur fünftgrößten Behinderten-Einrichtung Deutschlands.
Zwischenzeitlich hatte sich der über sechzigjährige Rolfus das nötige Wissen für den Aufbau der Einrichtung im Selbststudium erarbeitet. Dazu besuchte er bereits existierende Einrichtungen, um weiteres Praxis-Know-how zu sammeln. Und wo er nur konnte, organisierte er Geld- und Sachspenden.
Als Karl Rolfus am 2. März 1907 mit 88 Jahren starb, hatte er für über eine Million Mark in Herten gebaut. Zu diesem Zeitpunkt wurden im St. Josefshaus bereits 550 behinderte Menschen betreut.
Späte Ehrungen
Der oft Verfemte wurde an seinem Lebensabend mit Ehrungen überhäuft: Der Erzbischof ernannte ihn zum Geistlichen Rat, der Großherzog schmückte ihn mit dem Zähringer Löwenorden und der Caritasverband ernannte ihn zu seinem ersten Ehrenmitglied.